15.05.2024: Jubiläum beim PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL: 60 Jahre Einsatz für Qualität im internationalen Kinder- und Jugendfernsehen
Der PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL gilt weltweit als der renommierteste Treffpunkt für Medienschaffende im Kinder- und Jugendfernsehen. Hunderte Fachleute aller Kontinente kommen jedes zweite Jahr im Bayerischen Rundfunk in München zusammen, um die innovativsten Kinderfernsehprogramme mit den begehrten PRIX JEUNESSE-Trophäen auszuzeichnen. Das Festival feiert 2024 ein eindrucksvolles Jubiläum: Bereits seit 60 Jahren engagiert sich der PRIX JEUNESSE für Qualität im Programm für junges Publikum.
1964 von visionären Vordenkern des Bayerischen Rundfunk zusammen mit Vertretern der Landeshauptstadt München und des Freistaats Bayern gegründet, hat sich der Wettbewerb im Laufe seiner 60-jährigen Geschichte zur wichtigsten Plattform weltweit entwickelt, um Qualität im TV-Programm für Kinder und Jugendliche zu diskutieren und voranzubringen.
Anfangs noch hauptsächlich ein europäischer Wettbewerb, ist der PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL mittlerweile die Qualitätsmarke in der internationalen Kinderfernsehszene. Einen PRIX JEUNESSE zu gewinnen, gilt als höchste Auszeichnung, die die Branche zu vergeben hat. Die PRIX JEUNESSE-Festivalwoche ist aber weit mehr als nur ein Wettbewerb, an dessen Ende Preise verliehen werden. Eine Teilnahme am PRIX JEUNESSE ist eine intensive Fortbildung für alle, die besseres Verständnis von Qualität im Programm für junges Publikum gewinnen wollen: In moderierten Diskussionsgruppen analysieren die Teilnehmenden jedes der Wettbewerbsprogramme. Der kanadische Erfolgsproduzent JJ Johnson (Annedroids) sagt dazu: „Diese Diskussion ist genau das, was PRIX JEUNESSE von jeder anderen Konferenz auf diesem Planeten unterscheidet. Man wird mit neuen Ideen konfrontiert, hinterfragt eigene kreative Entscheidungen, und versteht, was das Publikum braucht. Es ist manchmal schmerzhaft, aber so bereichernd, dass ich es um nichts in der Welt missen möchte“.
Ein weiteres spezielles Element des PRIX JEUNESSE-Festivals: Jeder Festivalteilnehmer kann sich an der Abstimmung über die Gewinner der Hauptkategorien beteiligen, es gibt also keine Jurys, die hinter verschlossenen Türen tagen. Und: In diversen Informationseinheiten wird Input aus neuesten Forschungsstudien im Bereich Kindermedien geboten – eine Lernerfahrung, die zu neuen Ansätzen inspiriert und das Engagement für die junge Zielgruppe stärkt.
Die Geschichte des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL ist gleichzeitig auch die Geschichte des weltweiten Kinderfernsehens, in all seinen kulturell unterschiedlichen Ausprägungen. Der Blick auf Kinder, ihre Stellung in der Gesellschaft und ihre (medialen) Bedürfnisse: All diese Aspekte haben in den letzten Dekaden enorme Veränderungen durchlaufen. Die Wettbewerbsprogramme beim PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL spiegeln diese Entwicklungen in aller kulturellen Vielfalt wider. Für aufgeschlossene Medienschaffende war und ist daher die Auseinandersetzung mit internationaler Programmqualität beim PRIX JEUNESSE eine Quelle maximaler Inspiration, wie eine langjährige PRIX JEUNESSE-Teilnehmerin des dänischen Kinderfernsehens, Anette Tony Hansen, beschreibt: „Was mir am meisten in Erinnerung bleibt, ist die enorme Flut an Eindrücken beim gemeinsamen Schauen von Kinderprogrammen aus aller Welt. All diese neuen Trends und Ansätze im Fernsehen für Kinder zu entdecken, war so inspirierend und wunderbar und hilfreich für all meine weiteren Jahre als Kinderfernsehproduzentin“.
Programmhighlights aus sechs Jahrzehnten bieten einen Einblick in die facettenreiche Geschichte des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL:
1964: Gegen die Diskriminierung indigener Minderheiten: Girl of Ainu
Beim ersten PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL 1964 zählt die japanische Produktion Girl of Ainu zu den Gewinnerprogrammen. Der vierzigminütige schwarz-weiß-Film für Kinder setzt sich kritisch mit der Diskriminierung der indigenen Ainu-Minderheit in Japan auseinander, die erst 2019 offiziell vom japanischen Parlament als indigenes Volk anerkannt wurde.
1970: Die Sesamstraße läutet den Beginn des populären Bildungsfernsehens ein
Die als revolutionär und modern gefeierte US-Serie Sesamstraße gewinnt den PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL in der Kategorie „Bis 7 Jahre“. Danach beginnt die globale Erfolgsgeschichte der Serie, die sich mit ihrer Botschaft durchsetzt: Lernen kann und soll Spaß machen.
1986er: UNICEF prämiert Bildungsgerechtigkeit in As Long as he can Count the Cows
Die Bedeutung von Lernen und Bildung thematisiert auch der Film As Long as he can Count the Cows, Gewinner des UNICEF-Sonderpreises beim PRIX JEUNESSE. Das dänische Kinderfernsehen erzählt in Form eines Dramas die Geschichte eines Jungen aus Bhutan und akzentuiert eindrücklich dessen Recht auf Bildung.
1996: Kurzfilm The Boy, the Slum and the Pan Lids
Schon fast 30 Jahre alt, noch immer begeisternd: Im Kurzfilm des brasilianischen Senders TV Cultura stiehlt ein Junge in einer Favela zwei Topfdeckel. Nach einer turbulenten Verfolgungsjagd stellt sich heraus: Der Diebstahl diente einem guten Zweck!
2002: Einfühlsame Darstellung kindlicher Transidentität in The Day I Decided to be Nina
Das niederländische Kinderfernsehen steht seit jeher für die Bereitschaft, vor keinen Themen zurückzuschrecken. Mit dem sensiblen Porträt eines Jungen, der sich als Mädchen fühlt, wurde 2002 erstmalig Transidentität im Kinderfernsehen aufgegriffen.
2010: Die Gefühle eines Scheidungskindes: Der Kleine und das Biest
Mit einem einfühlsamen Animationkurzfilm überzeugte das ZDF das internationale Fachpublikum in der Kategorie „Bis 6 Jahre“. Ein Junge beschreibt liebevoll, wie er selbst und seine Mutter sich nach deren Scheidung fühlen und wie sie mit der aufwühlenden Situation umgehen.
2022: Tabuthema Selbstmord von Eltern: Why didn’t you stay for me
Eine 25-minütige Dokumentation aus den Niederlanden schockt und überzeugt: Vier Kinder erzählen über ihr Leben nach dem Selbstmord ihrer Väter. Die junge Filmemacherin stellt Fragen, die sich kaum jemand zu fragen traut. Ihr eigenes Schicksal verbindet sie mit den Kindern: Auch ihre Mutter hat Selbstmord begangen.
Weltweite Fortbildungsaktivitäten
Das Wissen, das beim PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL ausgetauscht wird, wird in die Welt hinausgetragen: Nach jedem Festival organisiert das PRIX JEUNESSE-Team mit Hilfe eines globalen Netzwerks von Medienpartner:innen Workshops und Präsentationen, damit möglichst viele Kindermedienschaffende von den beim Münchener Festival erarbeiteten Inhalten und Erkenntnissen profitieren. In der 60-jährigen Geschichte des PRIX JEUNESSE konnten so bislang beachtliche 941 Workshop-Veranstaltungen in 105 Ländern und 261 Städten abgehalten werden. Und es gibt inzwischen sogar PRIX JEUNESSE-Festivals auf anderen Kontinenten: Seit dem Jahr 2003 treffen sich alle zwei Jahre Kinderfernsehschaffende aus Lateinamerika zum PRIX JEUNESSE IBEROAMERICANO in Sao Paulo, Brasilien.
Der PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL 2024: Internationale Finalprogramme spiegeln Vielfalt des Kinderfernsehens
Vom 24. – 29. Mai 2024 trifft sich die Welt des Kinderfernsehens im Bayerischen Rundfunk, und das bereits zum 31. Mal. Insgesamt 406 Film- und Fernsehbeiträge aus 51 Ländern wurden zum diesjährigen Wettbewerb angemeldet. 84 davon stehen in der Finalrunde und konkurrieren um die Hauptpreise in den sechs Kategorien Bis 6 Jahre, 7 – 10 Jahre und 11 – 15 Jahre, jeweils unterteilt in Fiktion und Non-Fiktion. Zusätzlich gibt es Preise einer deutschen Kinderjury und einer internationalen Jugendjury zu gewinnen, sowie Sonderpreise von UNESCO und UNICEF, den Gender Equity Preis sowie den Theme Prize.
Zum Wettbewerb eingereicht werden die besten internationalen Kinder- und Jugendprogramme aus den letzten zwei Jahren. Die Bandbreite der Sendungen umfasst alle Genres, die das Kinderfernsehen zu bieten hat: Von Comedyformaten über Drama und animierte Actionserien bis hin zu Dokumentationen und Wissenssendungen. Auch die Themen der Fernsehprogramme sind vielfältig. So kommen in diesem Jahr Ausgrenzung, Rassismus, körperliche Behinderung und Tod ebenso zur Sprache wie Freundschaft, Zusammenhalt, Geschlechtsidentität und kultureller Austausch.
Insgesamt haben es in diesem Jahr zehn deutsche Programme ins Finale geschafft – nur Großbritannien ist mit ebenso vielen Sendungen in der Endrunde vertreten. Mit dem Fernsehfilm Juli tanzt und dem Porträt Nathan – Klima schützen mit Zahlen tritt beispielsweise das ZDF in den beiden Kategorien für 7 bis 10-Jährige an. Auch eine BR-Produktion geht in dieser Altersgruppe für einen Hauptpreis ins Rennen: In der Folge aus der originär in Deutscher Gebärdensprache produzierten Serie Jason und die Haustiere stellt der gehörlose Moderator Jason dem jungen Publikum die Pferderasse American Quarter Horse vor.
Zur Festivalwoche im Funkhaus des Bayerischen Rundfunks werden circa 400 Kindermedienschaffende aus über 50 Ländern erwartet. Sie erleben dort eine intensive Workshop-Woche: Neben dem gemeinsamen Schauen und Diskutieren aller Wettbewerbsbeiträge sind alle Teilnehmenden aufgerufen, sich an der Abstimmung über die Gewinner zu beteiligen.
Seit dem Jahr 2006 hat jeder PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL ein Festivalmotto. 2024 lautet dieses: „For Us, No Planet B! Kids TV and Sustainability!“ Welche Rolle kann das Kinderfernsehen bei der Förderung von Umweltschutz übernehmen? Neben der Diskussion von Programmbeiträgen zu Themen wie Umweltverantwortung und Klimawandel werden in der „Klimanacht“ am Abend des 26. Mai aktuelle Forschungsergebnisse über Formen der kindgerechten medialen Vermittlung der Klimakrise vorgestellt.
Die Gewinner des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL 2024 werden in einer feierlichen Gala am Abend des 29. Mai im Alten Rathaus in München ausgezeichnet.
Weitere Informationen zum Wettbewerb und Fotos sind unter www.prixjeunesse.de verfügbar.
Kontakt: Kirsten Schneid, Festivalkoordinatorin
kirsten.schneid@prixjeunesse.de / Tel: +49-89-5900-42058