Kritische Zielgruppe:
Die Kinder- und Jugendjurys beim PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL
Wer könnte Kinder- und Jugendfernsehprogramme besser bewerten als die Zielgruppe selbst? Das haben sich auch die Organisatorinnen des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL gedacht, dem ältesten und weltweit renommiertesten Kinderfernsehwettbewerb. Das Festival bringt seit über 50 Jahren hauptsächlich erwachsene Kinderfernsehmacher- und Macherinnen zusammen. Im Jahr 2000 wurden dann aber eine Kinderjury eingeführt. Münchner Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren sind eingeladen, sich mit den Wettbewerbsprogrammen der Kategorie “Fiction” und “Non-Fiction” auseinanderzusetzen. Organisiert wird die Kinderjury von der Münchner Freizeiteinrichtung Feierwerk.
Bevor die Kinder in den Fernsehmarathon einsteigen, wird zunächst ein großer Arbeitsschritt gemeistert: Die internationalen Sendungen müssen mit einem deutschen Voice-Over versehen werden. Zunächst werden die Drehbücher ins Deutsche übersetzt. Und dann helfen unzählige Freiwillige – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – und leihen ihre Stimmen für die deutsche Vertonung der Sendungen. Wenn dieser Schritt getan ist, kann es endlich richtig losgehen.
Die Kinderjury besteht aus rund 500 Münchner Schülerinnen und Schülern sowie einer kleinen “Kinderfachjury”, die sich aus etwa 15-20 Kindern zusammensetzt. Jede Schulklasse sieht sich drei bis vier Sendungen an und beurteilt und diskutiert diese nach den Vorgaben der PRIX JEUNESSE-Wahlkriterien. Am Ende werden fünf Sendungen pro fiktionaler und non-fiktionaler Kategorie ausgewählt. Eine Kinder-Expertengruppe tagt dann an einem Wochenende, schaut sich die zehn vorausgewählten Programme an, und entscheidet dann nach hitziger Diskussion über die zwei Gewinner. Die Entscheidung bleibt natürlich bis zum Festival geheim. Bei der Abschlussveranstaltung des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL (15. Juni, Volkstheater München) überreicht die Kinderjury dann die beiden begehrten “Goldenen Elefanten” an die Filmemacher. Um sicherzustellen, dass vor der Gala nichts verraten wird, muss natürlich der “Heilige Gummibärchen-Eid” abgelegt werden.
International Youth Jury
Aber nicht nur eine Kinderjury ist beim PRIX JEUNESSE am Werk. Auch Jugendliche aus verschiedenen Ländern setzen sich alle zwei Jahre mit den Finalprogrammen des PRIX JEUNESSE INTERNATIONAL auseinander und küren ihre zwei Gewinner der Kategorien 11-15 Fiction und 11-15 Non-Fiction. Dieses Jahr sind junge Leute in Ägypten, Argentinien, Südafrika, Thailand und den USA dabei.
Für die Jugendlichen bedeutet die Teilnahme an der internationalen Jugendjury des PRIX JEUNESSE, sich mit anderen Kulturen und deren Sichtweise auf die Welt auseinanderzusetzen. Die Fernsehprogramme beim PRIX JEUNESSE kommen aus unterschiedlichsten Ländern. Dadurch ist man als Jurymitglied gefordert, sich mit Werten, Wahrnehmungen und Überzeugungen zu beschäftigen, die zum Teil stark von der eigenen kulturellen Sichtweise abweichen, was in diesen Jahr von den Jugendlichen oft als Bereicherung empfunden wurde. So die Rückmeldung einer Teilnehmerin der thailändischen Jury zu einem Drama aus Bhutan, „Dancing with cranes“. Darin platzt der Traum eines Mädchens, die Auserwählte für den Kranichtanz zu Ehren ihres Landes zu sein. Der Jurykommentar: „Es ist total interessant, einen Einblick zu bekommen, was für Bräuche diese Menschen haben und wie sie sich im täglichen Leben verhalten“.
Im libanesischen Programm „A Story in the Attic“ erwachen Charaktere eines Gemäldes zum Leben und diskutieren über das Für und Wieder einer Zwangsheirat. Ein junger Juror aus Südafrika erkennt an, dass ihm der kulturelle Kontext fehlt, um das Programm wirklich zu verstehen, für die Menschen aus dieser Kultur jedoch der Inhalt von großer Bedeutung sein müsse.
Das gehört wohl zu den wichtigsten Lernerfahrungen, die die jungen Jurymitglieder mitnehmen: Um fair beurteilen zu können, muss man den kulturellen Hintergrund einer Sendung berücksichtigen und versuchen, die eigene “kulturelle Brille” für einen Moment abnehmen.
Auf der Festivalwoche, die vom 10. bis 15. Juni im Bayerischen Rundfunk in München stattfindet, werden die spannendsten Argumente der Kinder- und Jugendjurys in Form einer Ausstellung für die internationalen Kinderfernsehmacher*innen zugänglich gemacht. Für diese ist es äußerst spannend und relevant, die Meinungen seines Zielpublikum zu hören, und in diesem Fall sogar Rückmeldung von Kindern aus allen Teilen der Welt zu bekommen.
Kontakt:
Kirsten Schneid, Festivalkoordinatorin, Stiftung PRIX JEUNESSE
Tel: 089/5900 42058
kirsten.schneid@prixjeunesse.de
Dr. Maya Götz, Leiterin der Stiftung PRIX JEUNESSE
Fotos und weitere Pressemeldungen finden Sie auf www.prixjeunesse.de